WATCHEVER ist seit letztem Jahr quasi als die deutsche Antwort von Netflix hierzulande aktiv. Ich nutze den Dienst seitdem sehr oft und sehr gerne. Sei es, um mir alte HBO Serien (siehe Screenshot) anzuschauen, oder um den Abend gemütlich bei einem Film nach Lust und Laune ausklingen zu lassen. Der Trend geht zumindest in meinem Umfeld immer mehr zum Video-on-Demand Konsum. Klassisches lineares Fernsehen schaue ich selten bis nie. Aber was sagt eigentlich ein VOD Anbieter zum linearen Fernsehen, wie werden solche Plattformen genutzt und beschäftigt sich WATCHEVER auch mit Big Data? All diese Fragen habe ich an WATCHEVER weitergeleitet und die Geschäftsführerin Sabine Anger war so nett sie mir zu beantworten. Aber lest selbst.
WATCHEVER steht für Video On Demand Konsum. Welche Rolle spielt das lineare Fernsehen bei (den Mitarbeitern von) WATCHEVER?
Das können wir nicht pauschal beantworten, schließlich kontrollieren wir unsere Mitarbeiter nicht. Wir gehen aber davon aus, dass sie unser umfangreiche Film- und Serienangebot mit rund 13.000 Titeln zu schätzen wissen. An unseren täglich steigenden Nutzerzahlen sehen wir, dass es in Deutschland eine beträchtliche Nachfrage nach Alternativen zum linearen TV gibt. Das heißt jedoch nicht, dass wir davon ausgehen, dass das traditionelle Fernsehen bald überflüssig wird. Viele Live-Formate funktionieren nur linear. Da muss man nur an die Nachrichten oder Sportübertragungen denken. Allerdings ändert sich das Mediennutzungsverhalten zunehmend: Die Zuschauer wollen flexibler und nicht mehr auf Fernsehprogramme oder Sendezeiten angewiesen sein. Darum entfallen immer mehr der täglichen Sehminuten auf VoD wie WATCHEVER. Gleichzeitig steigt auch die Gesamtnutzungsdauer, da man räumlich nicht mehr so gebunden ist. WATCHEVER bietet zum Beispiel den Offline-Modus, der es ermöglicht, auch unterwegs – etwa in der U-Bahn – Serien und Filme zu sehen.
Der Einstieg um sich “berieseln” zu lassen funktioniert bei WATCHER nicht über das Zappen oder eine Fernsehzeitung, sondern über Kategorien auf der Startseite (Neu im Programm, Meistgesehen, Legendären Filmklassiker, Kult-Serien, Horror und Action etc.), der Einordnung in Genres bei den Filmen und Serien sowie den Empfehlungen durch Freunde. Können Sie verraten, über welchen Weg die meisten User einsteigen oder gibt es hier Besonderheiten, die Sie erwähnen möchten?
Besonders viele Zuschauer steigen über unsere individualisierten Empfehlungen ein. Personalisierte Algorithmen erstellen auf Grundlage der bisherigen Film- und Serienwahl auf den jeweiligen Account zugeschnittene Anregungen, die sehr große Akzeptanz bei unseren Abonnenten erfahren. Überaus beliebt ist die Rubrik „Letzte Chance“, in der wir die Serien und Filme vorstellen, die bald aus dem Programm genommen werden. Unsere thematischen Schwerpunkte zu bestimmen Ereignissen wie der Oscarverleihung, mit romantischen Filmen zum Valentinstag oder das Tribute zum plötzlichen Tod von Philip Seymour Hoffman werden ebenfalls sehr gut angenommen und als Einstieg genutzt. Ein beachtlicher Teil unserer Abonnenten sind schließlich „Gewohnheitsseher“. Sie haben ihre Lieblingsserie und schauen dann Folge für Folge von Serien wie Breaking Bad, Big Bang Theory oder The Returned durch.
Big Data ist ein Riesenthema. Netflix hat sich auf Basis von Userdaten für die Produktion der Serie “House of Cards” entschieden. WATCHEVER kann sehr genau ermitteln, was die Nutzer anschauen, welche Inhalte sie abbrechen und wo die Interessen und der Bedarf der Nutzer liegen. Welche Rolle spielt dieser Faktor bei der Zusammenstellung des Angebots oder bei der Kooperation mit möglichen Partnern?
Selbstverständlich geben wir unser Bestes, um den Wünschen und Ansprüchen unserer Zuschauer optimal zu entsprechen. Im Gegensatz zu den täglich ermittelten TV-Quoten haben wir die Möglichkeit, die tatsächliche und nicht nur die repräsentative Nutzung zu ermitteln. Diese Daten dienen ausschließlich dem Zweck, unser Angebot optimal auf die nachgefragten Inhalte abstimmen zu können. Gern geschaut werden beispielsweise lokale Formate. Diesem Zuschauerbedürfnis sind wir mit der ZDF-Kooperation nachgekommen. Sie ermöglicht es uns, unseren Abonnenten beispielsweise die Publikumslieblinge Der Tatortreiniger oder Verbrechen nach Ferdinand von Schirach anbieten zu können.
Social TV ist grade ein großes Buzzword, ein anderes ist Binge-Watching. Passt das zusammen und wenn ja, wie?
Ja, das passt sogar sehr gut zusammen. Gerade wer begeisterter Fan einer Serie ist und sie in „einem Rutsch“ durchguckt, der will sich ja auch darüber austauschen und sucht dafür über Social Media Kontakt zu Gleichgesinnten, kommentiert und postet über seine Gedanken und Eindrücke.
Welche Rolle spielt Social Media bei WATCHEVER?
Social Media haben für WATCHEVER eine sehr große Bedeutung. Aktuell haben wir über eine viertel Million Fans bei Facebook. Uns ist das permanente Feedback unserer Abonnenten wichtig, denn nur so können wir noch besser ihre Wünsche erfüllen. Wir bekommen ganz unmittelbar mit, wo wir das Angebot noch ausbauen sollten und welche unserer Angebote besonders gut ankommen. Und wir bekommen viel Lob und auch mal Tadel.
Sehr bald werden wir außerdem einen Blog einrichten, der sich aktuellen Inhalten und Technikthemen widmen wird.
Was können wir 2014 von WATCHEVER erwarten?
Nach dem überaus erfolgreichen Start im vergangen Jahr werden wir uns auch 2014 nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir haben einige Highlights geplant. Im Frühjahr werden wir erste Hintergrundinformationen zu unserer geplanten Eigenproduktion vorstellen und damit neue Maßstäbe für den deutschen VoD-Markt setzen. Und natürlich werden wir weiterhin hart daran arbeiten, TV-Perlen zu aktuellen Themen zu bekommen und schnellstmöglich für unsere Zuschauer verfügbar zu machen.
Welche Frage würden Sie gerne beantworten, die Sie aber nie gestellt bekommen? (natürlich inkl. Antwort)
Ein Klassiker! Spannend fände ich die Frage, welche literarische Lieblingsfigur möchten Sie gerne bei WATCHEVER als Spielfilm zeigen?
Dem „kleinen dicken Ritter“ Oblong-Fitz-Oblong aus der Augsburger Puppenkiste sollte ein eigener Film gewidmet werden. Obwohl oder gerade weil er durch seine rundliche Statur und geringe Körpergröße keinen klassischen Helden darstellt, begeistert er. Oblong-Fitz-Oblong hat ein großes Herz, ist tapfer, klug, witzig und stets zuversichtlich. Er setzt sich für die Benachteiligten ein und lässt sich von nichts einschüchtern. Mit diesen Eigenschaften ist er eine ideale Identifikationsfigur für Klein und Groß.
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